Fr 5. April 2024
20:30

Mühlbacher’s USW 'Wege zur Vierten' (A)

Christian Mühlbacher: director, drums, compositions
Gerald Preinfalk, Fabian Rucker: reeds
Martin Ohrwalder, Aneel Soomary, Markus Pechmann, Lorenz Raab: trumpet, fluegelhorn
Alois Eberl, Walter Voglmayr, Wolfgang Pfistermüller: trombone
Máté Borbíró: horn
Gerald Pöttinger: bass trombone
Christoph Gigler, Franz Winkler: tuba
Geri Schuller, Michael Hornek: keyboards, organ
Peter Rom: guitar
Tibor Kövesdi: bass
Laurinho Bandeira: percussion
Charly Petermichl: electronics
Willy Wysoudil: vj
Ronny Matky: sound

Wir starten ca. 1/2 h vor Konzertbeginn den Live-Stream (Real-Time, nach Konzertende nicht mehr abrufbar!). Durch Klicken auf "Zum Livestream" öffnet sich ein Fenster, wo Sie kostenlos und ohne irgendeine Registrierung das Konzert miterleben können. Wir ersuchen Sie aber, dieses Projekt über "Pay as you wish" zu unterstützen. Vielen Dank & Willkommen im realen & virtuellen Club!

"Wege zur IV."? ...ja klar, meine Wege zu und von der 4. Bruckner sind hier gemeint!

Zwei Vorgeschichten haben die Entstehung dieser Rekomposition und somit die Verarbeitung brucknerschen Materials in Verbindung mit meiner eigenen Musik durch mich begünstigt: Zum einen gibt´s da ein recht frühkindliches Erlebnis, in dem der vielleicht fünf oder sechs Jahre alte Christian alleine im Zuschauerraum des Wiener Konzerthauses hockte um eine Generalprobe von Bruckners „Vierter“ der Wr. Symphoniker, bei der sein Vater das erste Horn blies, zu verfolgen. Allerlei Abenteuer und spannende Phantasien konnte diese Musik in dem Kleinen auslösen!

Zum Zweiten gab es da die unwiderstehliche Einladung der Brucknertage St. Florian (2011), ein, auf Bruckners "Vierte" bezogenes, abendfüllendes Programm zu gestalten und somit natürlich zu komponieren und zur Aufführung zu bringen. Ich konnte tatsächlich nicht widerstehen und natürlich war sofort klar: "Mühlbacher´s USW,..." musste das unverwechselbare Medium zur Realisation dieses Projektes sein: Das Opus "Wege zur Vierten" war geboren! Im Jahr danach wurde eine zweite Fassung des Projekts auch beim Brucknerfest im Brucknerhaus Linz (2012) prominent präsentiert.

Und jetzt? Jetzt ist Brucknerjahr und wann, wenn nicht heuer, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Programm in seiner dritten Fassung (wie es sich für Bruckners 4. Symphonie gehört) auch unserem Publikum fernab von Brucknerhochburgen zum Genuss anzubieten? Nun, die nächste Gelegenheit wäre im Jahr 2096 und ganz ehrlich: so lange wollen wir nicht damit zuwarten;-) (christian mühlbacher)

Seit 1997 (hats off) manövriert nun also Christian Mühlbacher, „master of big size sound“, an diesem Tag seinen prall besetzten Bandwaggon USW durch die Stadt. Eingekehrt wird dann längstens schon in einem der zweifelsohne „bessten“ Jazzclubs. Gemeinsam mit Christoph Cech, „another big master“, kultivierte der Schlagzeuger/Komponist in den späten 1980er Jahren auf dem neubestellten Big Band-Flur hierzulande, unter dem bekannten Projektnamen Nouvelle Cousine, eine weitere spezifische Lesart dieser musikalischen „Körperschaft“. Losgelassen hat ihn das großformatige Denken seither nie wieder. Für das dementsprechende, unter seinem Namen firmierende Konzept hat er diesen Zugang abermals einer originellen klangfarblichen Konfiguration zugeführt. Mühlbachers Fokus hinsichtlich der Instrumentierung liegt bei der Dominanz der Blechblasinstrumente, konkret den tieflagigen, anhand derer er die den Kompositionen innewohnende Wucht, zum Zwecke des Erringens einer muskulösen, grobkörnigen, kollektiv gedeuteten Materialästhetik, auslotet. Ergänzend positioniert sind die Keyboards/Electronics mit harmonisch verdichtenden respektive soundintervenierenden Aufgaben. Detto die Gitarre. Hingegen kontrapunktisch, mit genau dieser kontrastwirksamen Unbeschreiblichkeit, sind die Holzblasinstrumente platziert. Auf dem rhythmischen Sektor bevorzugt er gerade Zweier und Vierer Takte, ornamentiert von latinmäßigen Akzenten der Perkussion. Der Beat unterliegt einem schnörkellosen Rockimpetus. Wahre rhythmische Kapriolen schlägt Mühlbacher hingegen in seinen famosen Bläserarrangements. Phantasiestrotzend spielt er in den einzelnen Sections mit divergierenden, komplexen Melodierhythmen, wirbelt abgedrehteste Taktarten durcheinander und gelangt zu majestätischen Polyphonien wie furiosen Orchesterclustern. Mühlbacher „improvisiert“ lieber auf den Partiturblättern und tobt sich in großer Arrangierkunst aus, als das er übermäßig auf spontane Improvisationsentäußerungen baut. Tonsetzungsarchitektur eigenen Zuschnitts, die Christian Mühlbachers Nimbus des findigen, querbeet veranlagten Jazzkompositeurs dreimal unterstreicht, usw. (Hannes Schweiger)